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Diskussion um sozialen Pflichtdienst

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) kann sich die Einführung einer sozialen Pflichtzeit vorstellen. Der Vorschlag bekommt starken Gegenwind aus dem Kabinett und aus der Pflegewissenschaft.

Foto: Steffen Kugler SPD-Politiker Steinmeier hat die Einführung eines verpflichtenden soziales Dienstjahres ins Gespräch gebracht.

„Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein“, sagte der Bundespräsident der „Bild am Sonntag“. „Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen.“ Das baue Vorurteile ab und stärke den Gemeinsinn.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) äußerte sich kritisch zu dem Vorschlag. Freiwilligendienste seien bei Jugendlichen sehr beliebt, sagte sie. Doch ein sozialer Pflichtdienst „würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten“. Jungen Menschen, die unter der Pandemie besonders gelitten hätten, solle weiterhin die Freiheit zu eigenen Entscheidung gelassen werden, sagte die Grünen-Politikerin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Rückwärtsgewandtes Bild professioneller Pflege

Der Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Martina Hasseler zufolge werde an dem Vorschlag, ein Pflichtjahr etwa in der Pflege einzuführen, wieder das Vorurteil sichtbar, Pflege könne jeder. „Dabei geht es nicht um Fachpflege oder qualitativ hochwertige Pflege, sondern um Versorgung, Verwahrung, satt und sauber, garniert mit fragwürdigen Aktivierungsangeboten“, kommentiert Hasseler auf Twitter.