Pflegequalität

Pflege intergeschlechtlicher Menschen verbessern

Eine Veröffentlichung der Fachstelle „LSBTI*, Altern und Pflege“ gibt Handlungsempfehlungen für die Pflege und Situation von älteren intergeschlechtlichen Personen.

Pflege intergeschlechtlicher Menschen verbessern
Foto: AdobeStock/Peter Atkins Eine pflegebedürftige Person sitzt im Rollstuhl im Flur eines Pflegeheims.

Laut einem Praxishandbuch zur Öffnung der Altenhilfe-Einrichtungen für LSBTIQ* der AWO ist die Altenpflege bisher ausgerichtet auf die Bedarfe von eindeutig als weiblich oder männlich erkennbaren heterosexuellen Menschen, aber eben nicht auf die Situation von intergeschlechtlichen Personen. Die jetzt veröffentliche Expertise will dazu beitragen, Pflege- und Betreuungseinrichtungen für die Situation und die Pflege von intergeschlechtlichen Menschen im Alter zu sensibilisieren.

Bis zu 1,7 Prozent der Bevölkerung sind intergeschlechtlich

Intergeschlechtliche Menschen haben körperliche Geschlechtsmerkmale, die sich nicht als nur männlich oder nur weiblich einordnen lassen. Es gibt in Deutschland keine offizielle Statistik über die Anzahl intergeschlechtlicher Menschen. Das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen schätzt die Quote auf 1,7 Prozent der Weltbevölkerung. In Deutschland wären das rund 1,4 Millionen Menschen.

Intergeschlechtliche Personen befürchten, dass die Pflege ihre körperliche Integrität und Intimität nicht ausreichend schützen kann: „Ich kann mir das nicht für mich vorstellen; ich habe nicht das Gefühl, dass im derzeitigen Pflegesystem ein Raum geschaffen werden kann, in dem man respektvoll mit dem Körper der hilfebedürftigen Person umgeht.

Beschäftigte in der Pflege beklagen wiederum mangelnde Kenntnisse zur Thematik. Pflegende haben deshalb Angst, im Pflegeprozess etwas falsch zu machen.

Wo besteht Handlungsbedarf?

  • Das Thema Intergeschlechtlichkeit bzw. Variationen der Geschlechtsmerkmale muss ein fixer Bestandteil der Ausbildung sein.
  • Das Thema muss Bestandteil von Fortbildungen für das bestehende Personal sein.
  • Einrichtungen müssen sich klar positionieren mit der Einführung von Antidiskriminierungsleitlinien.
  • Anerkennung alternativer Beziehungsmodelle, damit gewährleistet wird, dass Menschen in diesen Beziehungsmodellen auch Entscheidungen treffen können.
  • Die Pflegebedürfnisse sind zu beachten, deshalb muss jeder einzelne Pflege- bzw. Behandlungsschritt vorab erklärt werden, um eine Retraumatisierung zu vermeiden.
  • Aufbau und Angebot von LGBTIQA-Freizeitangeboten bzw. Besuchsangeboten.

Die Publikation wurde von Luan Pertl in Mitarbeit von Dr. Karin Schönpflug erstellt und kann hier heruntergeladen werden.

Passend dazu: LSBTI*-sensible Pflege im Pflege-Talk „Hier spricht die Pflege“