Pflegepraxis

Studie: Lebensverlängernde Maßnahmen werden abgelehnt

Über 90 Prozent der Bewohnenden von Alten- und Pflegeheimen wünschen sich am Lebensende keine Reanimation, aber symptomlindernde Maßnahmen.

Hohes Sterberisiko bei Covid-19 für Heimbewohner
Foto: Werner Krüper Eine Altenpflegerin hält die Hand einer Heimbewohnerin. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen wünschen sich am Lebensende symptomlindernde Maßnahmen.

Das ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit eines Forschungsteams aus Würzburg. Das Team hat untersucht, welche Wünsche Bewohnende von Alten- und Pflegeheimen in Patientenverfügungen festgehalten haben. In die Studie sind Daten aus 13 stationären Pflegeeinrichtungen in und um Würzburg eingeflossen. Rund zwei Drittel der Bewohnenden hatten mindestens ein Vorsorgedokument hinterlegt.

Altenheim: Künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr nicht gewünscht

Die am häufigsten angeführte Behandlungssituation ist mit rund 88 Prozent ein fortschreitender Hirnabbauprozess unter anderem infolge von Alzheimer oder einer Demenzerkrankung. Ein unabwendbarer Sterbeprozess sowie eine irreversible Gehirnschädigung folgen mit rund 74 und 73 Prozent. Rund 95 Prozent der Bewohnenden von Alten- und Pflegeheimen lehnen lebensverlängernde Maßnahmen wie künstliche Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr, in Verbindung mit bestimmten Behandlungssituationen, ab.

Forschungsarbeit zu Patientenverfügungen mit Preis ausgezeichnet

Das Forschungsteam wurde für die 2021 veröffentlichte Originalarbeit mit dem diesjährigen „DMW Walter Siegenthaler Preis“ ausgezeichnet. „Die Arbeit liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, welche medizinisch-pflegerischen Behandlungsmaßnahmen von Bewohnenden stationärer Pflegeeinrichtungen gewünscht oder abgelehnt werden“, sagte Prof. Dr. med. Martin Middeke, Vorsitzender der Jury und Schriftleiter der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“. Das sei wichtig, um einer ungewollten Überversorgung am Lebensende entgegenzuwirken.

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In rund drei Viertel der Patientenverfügungen führen die Bewohnenden Reanimationsversuche an, die sie in den meisten Fällen (94,5 Prozent) ablehnen. Die Wiederbelebungsmaßnahmen sind in fast 89 Prozent der Fälle mit bestimmten Behandlungssituationen verknüpft. Wer es ablehnt reanimiert zu werden, verbindet das oft mit einem fortschreitenden Hirnabbauprozess oder einer tödlichen Erkrankung. Wer einer Wiederbelebung zustimmt, tut dies beispielsweise im Zusammenhang mit einem Unfall oder im Hinblick auf mögliche Komplikationen im Rahmen einer Operation.

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