Pflegepraxis

Studie sagt extremen Anstieg von Demenz voraus

In den kommenden drei Jahrzehnten könnte sich die Zahl weltweiter Demenzfälle fast verdreifachen. Das sagt eine Gesundheitsstudie voraus, die in der Fachzeitschrift „The Lancet Public Health“ veröffentlicht wurde.

Foto: Werner Krüper Demenzielle Erkrankungen stellen die Altenpflege in den nächsten Jahre vor große Herausforderungen.

Hauptgründe für den Anstieg seien das Bevölkerungswachstum und die höhere Lebenserwartung. Der Studie zufolge könnten 2050 rund 153 Millionen Menschen mit Demenz leben – gegenüber 57 Millionen im Jahr 2019. Risikofaktoren seien insbesondere Rauchen, Fettleibigkeit, hoher Blutzucker und niedrige Bildung. Würden sie nicht verstärkt angegangen, drohen die Fallzahlen immens zu steigen, warnen die Forschenden. 

Studie unterscheidet nicht zwischen Subtypen der Demenz

Für Westeuropa wird in den nächsten 30 Jahren ein Anstieg der Fälle um 74 Prozent erwartet. Für Deutschland prognostiziert die Studie einen Zuwachs von 65 Prozent. Schon im vergangenen Jahr hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor gewarnt, dass die Zahl der Demenzkranken in den kommenden zehn Jahren global rasant zunehmen werde.

Michaël Schwarzinger und Carole Dufouil vom Universitätskrankenhaus Bordeaux kritisierten allerdings an der aktuellen Studie, dass die zugrundeliegenden Mechanismen, welche eine Demenz verursachen, hier vereinfacht würden. Darüber hinaus untersuche die Studie die Gesamtprävalenz von Demenz, ohne zwischen verschiedenen klinischen Subtypen zu unterscheiden. Umso wichtiger sei es, über jene Mittel zu informieren, welche die „düsteren Prognosen“ verzögern oder vermeiden könnten.

Passend dazu: WHO-Studie: Zahl der Demenzkranken steigt rasant

Demenz lässt sich vermeiden bzw. hinauszögern

Angesichts der Risikofaktoren seien Präventionsmaßnahmen umso wichtiger, sagte Epidemiologin und Hauptautorin Emma Nichols: „Für die meisten Länder bedeutet dies die Ausweitung von lokal angepassten, kostengünstigen Programmen, die eine gesündere Ernährung, mehr Bewegung, die Aufgabe des Rauchens und einen besseren Zugang zu Bildung fördern.“

Der im vergangenen Jahr veröffentlichte Bericht der „Lancet“-Kommission geht davon aus, dass bis zu 40 Prozent der Demenzfälle verhindert oder hinausgezögert werden könnten, wenn zwölf bekannte Risikofaktoren beseitigt würden. Neben den in der aktuellen Studie berücksichtigten gehörten Bluthochdruck, Hörminderung, Depression, Bewegungsmangel, Diabetes, soziale Isolation, übermäßiger Alkoholkonsum, Kopfverletzungen und Luftverschmutzung dazu.

Auch interessant: Trommeln und Singen gegen Demenz