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Altenpflege nicht alleine lassen

Der Niedersächsische Evangelische Verband für Altenhilfe und Pflege (NEVAP) begrüßt die schrittweise Wieder-Öffnung der Altenpflegeeinrichtungen, appelliert aber an Politik und Gesellschaft, die Altenpflege mit der Problematik nicht allein zu lassen.

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Viele Bundesländer lassen wieder mehr Besuche in Pflegeeinrichtungen zu. Das erhöht aber auch das Risiko, dass das Corona-Virus von draußen in das Haus eingebracht wird. Damit dürfe man die Einrichtungen nicht alleine lassen, so der NEVAP. Foto: Adobe Stock/ Peter Atkins

"Die schrittweise Öffnung bedeutet mehr Freiheit für den Einzelnen, was wir sehr begrüßen", erklärte die stellvertretende NEVAP-Vorsitzende Sabine Weber. Mit dieser Freiheit sei aber auch eine deutlich höhere Verantwortung des einzelnen Bewohners beziehungsweise seiner Angehörigen und der Gesellschaft verbunden. "In unseren Mitgliedseinrichtungen erleben wir, wie gefährlich dieses Virus ist. Wir tun alles, um unsere Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen und ihnen gleichzeitig so bald wie möglich wieder die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen", so Weber. Dazu benötige man aber klare Vorgaben aus der Politik, abgestimmte Verfahren der Gesundheitsbehörden und eine breite gesellschaftliche Mitverantwortung.
 
Die Altenpflege habe in den vergangenen Monaten häufig erlebt, dass sie einseitig die Risiken tragen solle, die mit Öffnungen verbunden seien. Der Verband wünsche sich zukünftig ein besser abgestimmtes Verfahren zwischen Politik, Gesundheitsbehörden und Einrichtungen vor Ort. "Unsere Einrichtungen müssen die Chance erhalten, individuelle Konzepte zu entwickeln, bevor landesweit Öffnungen verkündet werden", so die stellvertretende Vorsitzende. Die Versorgung und Betreuung alter Menschen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein an die stationäre und ambulante Altenpflege "wegdelegiert" werden könne.
 
Christian Sundermann, Vorstandsvorsitzender des NEVAP, konkretisiert: "Man kann nicht die Öffnung von Pflegeeinrichtungen fordern, und dann, wenn sich dort ein Corona Hot-Spot entwickelt, die Schuld dafür den Mitarbeitenden in den Einrichtungen zuschieben. Stattdessen müsste ganz klar sein: Angesichts des Drucks, den Einrichtungsleitungen und Träger verspüren, die Heime immer mehr zu öffnen, können sie die Verantwortung für den optimalen Schutz ihrer Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr allein übernehmen. Mit der weitergehenden Öffnung steigt für die Bewohner das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, daran schwer zu erkranken und daran zu sterben. Das muss allen Beteiligten und der Öffentlichkeit klar sein."