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Altenpflegebarometer 2022: Große Pflegereform statt kleiner Tippelschritte

Die Zustimmung für eine große Pflegereform ist groß. Das zeigt das 4. Altenpflegebarometer des Fachmedienhauses Vincentz Network und der Evangelischen Heimstiftung. Die Ergebnisse werden auf der Altenheim EXPO, dem wichtigsten Fachkongress der Pflegewirtschaft, am 14. Juni in Berlin in einer Pressekonferenz (Hybrid) vorgestellt.

Barometer
Foto: Vincentz Network Welche Vorschläge für eine Reform der Pflegeversicherung die Führungskräfte in der Pflege befürworten, zeigt das 4. Altenpflegebarometer des Fachmedienhauses Vincentz Network und der Evangelischen Heimstiftung.

Die neue Bundesregierung übernimmt die Hypotheken der vorherigen und startet mit einer bescheidenen Zustimmung von 13 Prozent zur Pflegepolitik. Zudem geben 96 Prozent der teilnehmenden Entscheider an, dass sich der Fachkräftemangel in den vergangenen zwei Jahren nochmals verschärft habe. Hohe Zustimmungen gibt es zu den abgefragten Maßnahmen im Rahmen einer großen Pflegereform, etwa die Übernahme von Behandlungspflege durch die Krankenkassen oder den Sockel-Spitze-Tausch bei den Eigenanteilen. Somit spiegeln die Ergebnisse nicht nur die Stimmung der Branche wider, sondern zeigen zugleich Lösungen für die gravierenden Probleme in der Altenpflege auf. 

Insgesamt 1.583 Führungskräfte aus rund 15.400 stationären Senioren-Einrichtungen und mehr als 14.700 ambulanten Diensten haben im März 2022 geantwortet. Für die Auswertung wird die Stichprobe nach Trägern und Sektoren repräsentativ gewichtet. „Die Studie offenbart die Schwächen des Systems bis ins Detail. Das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) hat keine Antworten auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels, der steigenden Kosten und der explodierenden Eigenanteile gebracht“, erläutert Steve Schrader, Chefredakteur „Altenheim“. Spiegelten die Ergebnisse von 2020 noch die Welt vor Corona wider, so blickt die Branche nun auf eine zweijährige Dauerkrise zurück. Die Reformen und Rettungsschirme des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn konnten die Zufriedenheit nicht erhöhen. „Die Zeit kleiner Reform-Trippelschritte ist vorbei – dafür sind die Herausforderungen in der Pflege zu groß“, betont Schrader. „Gesundheitsminister Karl Lauterbach muss schnell Lösungen auf die drängendsten Fragen finden und diese auch politisch umsetzen.“ Doch, laut Altenpflegebarometer, traut ihm dies nur jeder vierte der Teilnehmenden auch zu. 

Reformschritte liegen auf dem Tisch – Politik zu zögerlich
„Der Optimist freut sich, dass die wirtschaftliche Situation in der Pflegebranche mit 45 Prozent im Vergleich zu vielen anderen Branchen trotz Corona recht erfreulich ist“, betont Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung, einem der größten deutschen Träger von Senioreneinrichtungen. „Doch der Pessimist kann zu der Einschätzung kommen, dass sehr geringe Zufriedenheit mit der Pflegepolitik niemanden verwundert. Die Führungskräfte sehen jedoch mit den Reformvorschlägen konkrete Ansätze für die pflegepolitische Agenda der Bundesregierung.“  Die Umrisse für die längst überfällige große Pflegereform zeichnen sich ab: „Die Zeit ist reif, die Ideen sind da“, sagt Schneider und fordert: „Was fehlt ist ein Minister, der mit einer Regierungskommission Pflege oder einer Konzertierten Aktion Pflege 2.0 endlich ‚Ja‘ sagt zur Pflege und ihr damit die politische Aufmerksamkeit widmet, die sie verdient.”

Hinweis: Details zur Studie lesen Sie im Nachgang der Veröffentlichung in ALTENHEIM und CAREkonkret.

Link zur Online-Teilnahme an der Pressekonferenz