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Appell an eine “Kultur des Hinschauens”

Anlässlich des "Welttags gegen Diskriminierung und Misshandlung von älteren Menschen" hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine "Kultur des Hinschauens" bei Gewalt in der Pflege gefordert. "Wir brauchen eine offene Fehlerkultur, die Pflegebedürftige schützt", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

- Vernachlässigung, Beschimpfung, körperliche Gewalt: die Formen der Diskriminierung und Misshandlung von alten Menschen sind vielfältig.Foto: Krüper

Der Stiftungschef zeigte sich besorgt über die Ergebnisse einer Umfrage des "Zentrums für Qualität in der Pflege" (wir berichteten am 15. Juni unter der Überschrift "Institut legt Studie über Gewalt in der Pflege vor"). Danach sehen knapp die Hälfte (47 Prozent) von 250 befragten Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten aus stationären Einrichtungen in Konflikten, Aggression und Gewalt in der Pflege eine besondere Herausforderung.

 "Gewalt in der Pflege ist nicht nur körperliche Misshandlung", so Brysch, "sie fängt viel früher an." Dazu gehöre, dass Pflegebedürftige fixiert oder auf der Toilette sitzen gelassen werden, dass sie beschimpft und gedemütigt werden. Ein großes Problem sei auch, dass in vielen Pflegeheimen Patienten mit Psychopharmaka ruhiggestellt würden.

Brysch und die Deutsche Stiftung Patientenschutz sind mit ihren Forderungen nicht allein. Die Politik müsse sich dringend verstärkt diesem Thema widmen, sagt auch Dr. Manfred Stegger, Vorsitzender der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA): "Sie muss anerkennen, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern dass ein systematisches Entgegenwirken zwingend nötig ist."

Und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert vehement ein Hinsehen statt ein Wegsehen. "Die Misshandlung alter Menschen nimmt zu", sagte Alana Officer von der WHO-Abteilung, die sich mit Fragen des Alterns beschäftigt, "wir müssen mehr tun, um Misshandlungen zu verhindern. Und wir müssen uns mit der wachsenden Häufigkeit verschiedener Misshandlungsformen auseinandersetzen." Das Spektrum reiche von Beschimpfungen über finanzielle Ausbeutung und Vernachlässigung bis zu körperlicher Gewalt.