News

Befragung der Mitglieder sollte nicht politisch bindend sein

Die Pflegenden in Niedersachsen sollen aktuell über die Ausgestaltung der Pflegekammer abstimmen. In einem offenen Brief an Sozialministerin Carola Reimann (SPD) fordert Präsidentin Nadya Klarmann, die Frage zur Zukunft der Pflegekammer nicht in die politische Bewertung einfließen zu lassen. Die Antwortmöglichkeiten seien verwirrend.

-

Kammerpräsidentin Nadya Klarmann hat einen offenen Brief an die Sozialministerin verfasst. Foto: Daniel Hermann

Seitdem der Fragebogen öffentlich ist, werde die Pflegekammer von Anfragen von Mitgliedern überhäuft. Die Frage "Wünschen Sie sich für die Zukunft eine beitragsfreie Pflegekammer in Niedersachsen?" lasse drei Antwortmöglichkeiten zu: "Ja", "Nein" oder "Keine Angabe". Das führe vor dem Hintergrund der Ankündigung von Sozialministerin Carola Reimann, das Ergebnis dieses Teils der Umfrage als "politisch bindend" zu betrachten, zu Unsicherheiten unter den Mitgliedern. Sowohl Kammerkritiker als auch Befürworter einer beitragsfinanzierten Kammer würden monieren, dass die Frage nicht eindeutig beantwortet werden kann und zu Missverständnissen führt. 
Mitglieder würden seit dieser Woche verstärkt an die Pflegekammer herantreten, da sie sich in den Antwortalternativen nicht wiederfinden. "Die Antwortoption ‚Nein‘ ist für viele doppeldeutig und kann entweder als Plädoyer für eine beitragsfinanzierte Kammer oder als generelle Ablehnung der Kammer verstanden werden. Kammergegner befürchten, dass ihr ‚Nein‘ zu einer beitragsfreien Kammer als Votum für eine beitragspflichtige Kammer interpretiert werden kann. Aber auch Befürworter einer beitragsfinanzierten Kammer beklagen, sich in den Antwortmöglichkeiten nicht wiederzufinden. Sie fühlten sich gedrängt, ebenfalls ‚Nein‘ anzukreuzen", sagt Nadya Klarmann, Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen.
Inzwischen würden die unterschiedlichsten Interpretationen im Netz kursieren, die Mitglieder verunsichern und eine spätere valide wissenschaftliche Bewertung dieser Frage deutlich erschweren, so Klarmann.
Die Pflegekammer Niedersachsen fordere daher im Interesse ihrer Mitglieder Sozialministerin Reimann auf, die Bewertung dieser "doppeldeutigen und wissenschaftlich angreifbaren Frage" nicht in die politischen Entscheidungen über die Pflegekammer Niedersachsen einfließen zu lassen. "Weiterer Streit zwischen Kammerbefürwortern und Kammerkritikern wäre vorprogrammiert und wird nicht zu einer Beruhigung der Lage beitragen", betont Klarmann. Grundsätzlich erwarte die Pflegekammer Niedersachsen von der Befragung aber wertvolle Rückmeldungen, wie die Arbeit in den nächsten Monaten und Jahren im Sinne der Mitglieder verbessert werden kann.
Bis zum 5. Juli haben niedersächsische Pflegefachpersonen, die Möglichkeit, an der Onlinebefragung teilzunehmen. Dazu erhalten sie ein Anschreiben des Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung mit einem Link zur Onlinebefragung und einem individuellen Passwort.