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Begleitung bei Demenz: Interaktion sichtbar machen

Menschen mit einer schweren Demenz können sich häufig verbal nicht mehr mitteilen. Wie die Ergebnisse einer Studie zeigen, hilft gestisch-kommunikatives Handeln Pflegenden, mit diesen Menschen aktiv in Beziehung zu treten. Dieses Handeln ist von einer "schwebenden Aufmerksamkeit" nebst unmittelbarer Reaktionsbereitschaft gekennzeichnet.

- Foto: Werner Krüper

Im Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz" wird betont, dass dem "Wie" einer Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und Menschen mit Demenz größere Bedeutung zukommt als dem "Was". Eine wissenschaftliche Untersuchung der Pflegewissenschaftlerin Beatrix Döttlinger ist in diesem Zusammenhang zwei Fragen nachgegangen, die sich daraus ergeben: Wie kann eine Beziehungs- und Interaktionsgestaltung mit Menschen mit fortgeschrittener Demenz aussehen, wenn Worte zur Interaktionsgestaltung nicht greifen? Und wo und wie eignen sich Pflegende Kenntnisse, Wissen und handlungspraktische Fähigkeiten an?

Die Ergebnisse der videografisch angelegten Analyse zeigen, dass die im Rahmen der Studie agierenden Pflegeexpertinnen bei Handlungsinteraktionen die handlungsleitende kommunikative Verantwortung übernehmen. "Wie sie das tun", erläutert die Wissenschaftlerin in der aktuellen Ausgabe von Altenpflege, "spiegelt sich auf der Ebene der Performanz – also im direkten Tun – durch die Merkmale einer visuell beobachtenden, schwebenden Aufmerksamkeit, die in höchst aktiver Weise mit einer unmittelbaren Reaktionsbereitschaft nebst dazugehöriger Erwartungshaltung verbunden ist." Diese Reaktionsbereitschaft mit Erwartungshaltung bedeute, dass Pflegende auf Äußerungen ihrer Kommunikationspartnerinnen unmittelbar reagieren, meist innerhalb von 0,2 bis 0,3 Sekunden. "Eine solche Reaktionsgeschwindigkeit hat der Mensch nur, wenn er etwas erwartet, worauf er schnell reagieren muss – ähnlich einer Tennisspielerin, die den Ball erwartet", so Döttlinger.