Pflegequalität

Bericht: Meldestelle „Pflege-SOS“ in Bayern beseitigt keine Missstände

In Reaktion auf vermehrt auftretende Missstände in Pflegeheimen hat das Bundesland Bayern die Meldestelle „Pflege-SOS“ ins Leben gerufen. Einer Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR) zufolge soll diese jedoch bislang auch bei gemeldeten Fällen keine Besserungen bewirkt haben.

Schreiben gegen Burnout
Foto: Werner Krüper Pflegende fühlen sich und die Bewohnerinnen und Bewohner auch nach Kontakt zur Meldestelle und zur Heimaufsicht im Stich gelassen.

Mitarbeitende des Wohnstift Innblick in Neuhaus am Inn sollen der Heimaufsicht Passau von eklatanten Missständen und verwahrlosten Bewohnerinnen und Bewohnern berichtet haben. Diese sei daraufhin nicht tätig geworden. Im März diesen Jahres hätten die Mitarbeitenden daraufhin die Meldestelle „Pflege-SOS“ informiert.

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Die Meldestelle habe den Fall daraufhin erneut der Heimaufsicht gemeldet – mit dem Teilerfolg, dass diese die Einrichtung daraufhin besucht und einen „massiven Einbruch der Ergebnisqualität der Pflege“ sowie „eine nachhaltige Beeinträchtigung der Lebensqualität und Sicherheit der Bewohner“ festgestellt hatte. Seitdem gelte in der Einrichtung zwar ein Aufnahmestopp. Jedoch habe sich durch das Fehlen weiterer Maßnahmen an den bestehenden Missständen nichts verändert.

Ein Zahnloser Tiger

Für Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Martina Hasseler von der Ostfalia Hochschule kommt das wenig überraschend. Die Meldestelle sei „eine weitere Strukturkompenente ohne Verantwortung und Wirkung“, schreibt Hasseler auf Twitter. Tatsächlich beschränkt sich die Leistung der Meldestelle laut ihrer Selbstbeschreibung auf das Weiterleiten von gemeldeten Missständen an die zuständige Aufsichtsbehörde – zum Beispiel an die Heimaufsicht. Das Problem sei laut Hasseler jedoch, dass „unwürdige und gefährliche Pflege unter den Augen der Prüforgane erfolgt und sich offensichtlich niemand verantwortlich fühlt, diese zu verhindern“.