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„Bewohner mit Demenz und Diabetes besser betreuen!“

Demenzerkrankte Pflegeheimbewohner, die zugleich Diabetiker sind, benötigten dringend eine bessere Behandlung. Das sagte jetzt Diabetes-Experte Jürgen Wernecke, Chefarzt der Klinik für Diabetologie und der Medizinisch-geriatrischen Klinik am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).

- "Das Personal weiß kaum Bescheid, auf was bei Diabetes zu achten ist und wo die Risiken liegen": Der Chefarzt und Diabetes-Experte Jürgen Wernecke fordert eine bessere Behandlung von dementen Pflegeheimbewohnern, die Diabetiker sind.Foto: Agaplesion

Weder die Hausärzte noch die Pflegefachkräfte seien derzeit in der Lage, eine gute Diabeteseinstellung zu gewährleisten, so Wernecke. Die großen Gefahren einer Unterzuckerung für diabeteskranke Senioren würden in den Pflegeinrichtungen hierzulande weithin unterschätzt. "Das Personal weiß kaum Bescheid, auf was bei Diabetes zu achten ist und wo die Risiken liegen. Etwa bei der Frage, wie eine schwere Unterzuckerung zu behandeln ist", so der Chefarzt, "man muss sich darüber klar sein: Das sind lebensbedrohliche Szenarien." Schließlich drohten Herz-Kreislauf-Attacken, und es komme zu folgenreichen Stürzen.

Der Mediziner wirbt mit Nachdruck dafür, für Pflegekräfte deutlich mehr Fortbildungskurse anzubieten. "Es müsste zwingend mehr Unterstützung geben für diese Kurse", so Wernecke, der auch stellvertretender Vorsitzender der AG Diabetes und Geriatrie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ist. Er regte an, in Heimen eine bestimmte Anzahl an speziell für Diabetes ausgebildeten Pflegekräften vorzugeben – auch wenn dann die Gefahr bestehe, dass die Kosten wieder an den Arbeitgebern hängenblieben: "Hier müssen Politik und Krankenkassen mit ins Boot, sonst wird das nichts."

Wenn man überhaupt was erreichen wolle, "dann muss man die vorhandenen Pflegekräfte besser mit dem Thema Diabetes vertraut machen." Man könne nicht zehn Jahre abwarten und schauen, ob neue Ausbildungsinhalte in der Pflege ans Ziel führten und wirksam seien: "Das können wir uns nicht leisten." Bei einer Untersuchung in den Heimen eines Hamburger Trägers habe er schon vor rund 15 Jahren einen Diabetikeranteil von 25 Prozent der Bewohner ermittelt.