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DIW-Experte: „Es fehlt die Macht, bessere Löhne durchzusetzen“

Karl Brenke, Referent am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, sieht in der fehlenden Stärke bei Lohnverhandlungen einen wesentlichen Grund dafür, dass der Altenpflegeberuf vergleichsweise bescheiden bezahlt ist und vielerorts über Fachkräftemangel geklagt wird.

- Durch Streiks bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld zu erkämpfen, ist in der Altenpflege eher eine Seltenheit. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad von Pflegenden ist in Deutschland sehr gering.Foto: imago/Alabiso

"Wenn Fluglotsen knapp sind, steigen die Löhne relativ stark und über Streiks können sie höhere Gehälter fordern", so der Volkswirt, der beim DIW im Arbeitsbereich "Konjunkturanalyse und Konjunkturprognose" tätig ist, "Altenpfleger hingegen sind weniger gewerkschaftlich organisiert. Da wird Fachkräftemangel beklagt, aber es fehlt die Macht, bessere Löhne durchzusetzen."

Sylvia Bühler, Leiterin des Bundesfachbereichs "Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen" bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), pflichtet ihm bei – sowohl was den mangelnden gewerkschaftlichen Organisationsgrad von Altenpflegenden als auch die verbesserungsfähige Bezahlung von Pflegenden angeht: "Dass viele Arbeitgeber die Empathie der Beschäftigten und ihr großes Engagement so schamlos ausnutzen können, muss aufhören!" Die Gewerkschaft fordert dementsprechend eine Steigerung des Pflegemindestlohns auf 12,50 Euro. Der Präsident des bpa-Arbeitgeberverbands, Rainer Brüderle, hält die Forderung für übertrieben und meint, das sei "Cockpit-Niveau".

Während etwa ein Fluglotse durchschnittlich knapp 68.000 Euro im Jahr verdient, lag der Brutto-Monatsverdienst für eine Pflegefachkraft im Jahr 2015 je nach Bundesland zwischen 1.879 und 2.871 Euro.