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Ethikzirkel: wichtiges Instrument, doch kein Allheilmittel
Hinter vielen scheinbar nur ethisch zu lösenden
Problemen steckten oft mangelnde personelle und
organisatorische Ressourcen in den Institutionen, gab
Diakon Deyerl, Leiter der Fachstelle Hospizarbeit und
Palliative Care bei der Rummelsberger Diakonie, kürzlich beim 13.
Fachtag Demenz und Sterben in
Nürnberg zu bedenken.

Daher seien Ethikzirkel nur ein Instrument von vielen.
Beachtet werden müssten immer auch die gegebenen
Umstände, so der Ethikexperte. Das verdeutlichte er, so
die Pressemeldung der Diakonie, an einem Beispiel aus
dem Heimalltag:
Ein dementer älterer Herr hat in dem Beispiel vom
Hausarzt und dem Logopäden massive Einschränkungen beim
Schlucken diagnostiziert bekommen und darf nur über
eine Magensonde ernährt werden. Würde er normal essen,
so die Einschätzung der Experten, würde er
höchstwahrscheinlich früher oder später dabei
ersticken. Die Ehefrau des Seniors aber versorgt ihn
heimlich mit Leckereien von zuhause: Milchreis,
Apfelmus, was er früher immer gern aß. Eines Tages
bekommt eine Pflegekraft das mit. Damit wird das Ganze
ein Fall für den Ethikzirkel im Haus: Denn offenkundig
genießt der Mann den Geschmack der Süßspeisen sehr.
Doch wenn er daran sterben kann? "Was ist Ihr
Bauchgefühl?", fragte Deyerl bei der Veranstaltung in
die Runde. "Wenn es ihm doch schmeckt, das ist ja auch
Lebensqualität", meinte eine Teilnehmerin. "Und wenn er
qualvoll erstickt? Wer übernimmt die Verantwortung?",
entgegnete ein anderer.
So kam die Arbeitsgruppe einer ethischen Bewertung des
Falles auf die Spur – und merkte schnell, wie schwer
die Abwägung fällt. Ein Ethikzirkel entscheidet am Ende
nicht, sondern gibt eine Empfehlung an die Person, die
als Bevollmächtigte den Willen des Bewohners vertritt.
In diesem (reellen) Fall hatte das Votum abschließend
gelautet: Im Zweifelsfalls habe der Mann das Recht, zu
ersticken. Deyerl gab den Mitgliedern der Arbeitsgruppe
aber auch die Warnung mit: "Ethikzirkel sind kein
Allheilmittel."
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