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Gegenwind für Spahns Pläne mit ausländischen Pflegekräften
Mit massiver Kritik haben Experten aus Pflege und
Politik auf die Ankündigung von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) reagiert, dem
Pflegenotstand in der Altenpflege verstärkt mit den
Anwerben ausländischer Pflegekräfte und der schnelleren
Anerkennung der Abschlüsse ebensolcher Pflegekräfte
begegnen zu wollen (wir berichteten).

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz etwa
kritisierte den Vorstoß als "Sprechblase ohne
Substanz". Die schnellere Anerkennung von Abschlüssen
werde den Pflegenotstand nicht beheben, weil nur wenige
ausländische Pflegekräfte ein Interesse am deutschen
Arbeitsmarkt hätten, so Stiftungsvorstand Eugen Brysch.
Schlechte Bezahlung, kaum Kompetenzen in
medizinisch-pflegerischen Fragen und Arbeitsdruck
führten dazu, dass gut ausgebildete ausländische
Fachkräfte lieber in der Schweiz, Großbritannien oder
Skandinavien arbeiteten.
Die Protest-Initiative "Pflegekräfte in Not" nennt Spahns Idee,
mit Pflegekräften aus dem Ausland personelle Lücken
schließen zu wollen, "alles andere als neu,
revolutionär und zukunftsdenkend". Ansonsten schließen
sich die Aktivisten der Argumentation Bryschs an. "Sie
sollten bedenken", richtete sich Stefan Heyde als
Initiator des Aktionsbündnisses in einem offenen Brief
an die Adresse Spahns, "dass das berufliche Verständnis
in anderen europäischen Ländern anders geprägt ist als
in Deutschland. In vielen Ländern übernehmen
Pflegekräfte weit mehr Verantwortung als bei uns mit
deutlich besseren Verdienstmöglichkeiten."
Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach lehnte Spahns
Anwerbe-Plan ab. "Wir sollten nicht anderen Ländern
Pflegekräfte wegkaufen, dort fehlen sie auch bereits",
schrieb er bei Twitter und mahnte eine bessere
Bezahlung der Pflegekräfte an: "Einfach nur den
Koalitionsvertrag umsetzen, nicht ständig Neues".
Kordula Schulz-Asche,
pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der
Grünen, geht deutlich milder mit dem Minister und
seinen Plänen um. "Der Vorstoß von Jens Spahn ist
hoffentlich mehr als nur bloße Schaumschlägerei", sagt
die Politikerin, die es generell befürwortet,
Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben: "Es reichen aber
nicht nur vereinfachte Anerkennungsverfahren, sondern
wir brauchen endlich ein Einwanderungsgesetz, wie wir
Grünen dies seit langem fordern."
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