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“Hergensweiler Heimelig”: Eine kleine Welt für Menschen mit Demenz

Die Evangelische Diakonie Lindau will
Menschen, die an Demenz erkrankt sind und zum Weglaufen
neigen, ein Leben mit mehr Teilhabe und
Selbstbestimmung ermöglichen. Zu diesem Zweck hat sie
nun das Pilotprojekt "Hergensweiler Heimelig" ins Leben
gerufen. Vorbild der Unternehmung ist die
niederländische Einrichtung "De Hogeweyk".

- Behütet, aber mittendrin: In der Gemeinde Hergensweiler im baden-württembergischen Landkreis Lindau soll eine kleine Welt für 128 demenzbetroffene Menschen entstehen.Screenshot: www.hergensweiler-heimelig.de

Auf 30.000 Quadratmetern soll in der
baden-württembergischen Gemeinde Hergensweiler
(Landkreis Lindau) für 128 Menschen mit Demenz – so
steht es auf der Homepage – eine "kleine, offene Welt"
entstehen, in der "alles ans Leben und nichts an
Pflegeheim oder Krankenhaus erinnert". "Hergensweiler
Heimelig" muss man sich wie eine Art Dorf vorstellen.
Die Demenzbetroffenen sollen in 16 Wohneinheiten mit
höchstens acht Personen plus Betreuungspersonal wohnen.
Diese Wohneinheiten sollen dem jeweiligen Lebensstil
angepasst sein. "Lieber leger und rustikal, oder doch
bevorzugt mit Etikette und Leinenserviette? Lieber
Schlager oder eher Mozart? Wir achten darauf, dass die
Menschen in ihren Wohngruppen auch wirklich zueinander
passen", heißt es auf der Homepage.

"Wir wissen, dass Menschen trotz Demenz Glück und
Lebensfreude empfinden können – und zwar vor allem
dann, wenn sie in einem Umfeld relativer Normalität
ohne Zwang existieren dürfen", sagt Mitinitiatorin
Anke Franke, die in Lindau das
bereits mehrfach preisgekrönte und unter anderem mit
dem AltenpflegePreis 2014
ausgezeichnete Alten- und Pflegeheim "Maria-Martha-Stift" leitet. Deshalb
gehören unter anderem ein öffentlicher Kindergarten mit
Streichelzoo, eine Gastronomie samt Biergarten,
Kleingärten, ein Friseur und ein Supermarkt zum
Konzept.

Das Pilotprojekt ist zurzeit noch weit von der
Realisierung entfernt. Die Initiatoren rechnen mit
Gesamtkosten von 30 Millionen Euro. Weil es in
Deutschland momentan "keinen passenden Fördertopf" für
ein Projekt dieser Art gibt, soll die Finanzierung zu
nicht unwesentlichen Teilen über Spenden realisiert werden.