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Huhn: „Das eigene Wertesystem infrage stellen!“

Pflegende in der stationären Altenpflege sollten, was
die mögliche Vermüllung oder Verwahrlosung von
Bewohnerzimmern angeht, ihr eigenes Wertesystem öfter
mal infrage stellen. Das sagte jetzt Siegfried Huhn, Pflegeberater aus Berlin,
im Interview mit der Fachzeitschrift Altenpflege zum Thema
"Messie-Syndrom".

- "Sammeln ist ein angeborenes, für die betroffene Person sinnhaftes Verhalten": Siegfried Huhn, Pflegeberater aus Berlin, über patholisches Horten ("Messie-Syndrom").Foto: Huhn

Pathologisches Horten, für das die US-Pädagogin Sandra
Felton einst den Begriff "Messie-Syndrom" etablierte, sei erst dann
ein Problem, so Huhn, wenn der Betroffene oder sein
Umfeld durch das Verhalten beeinträchtigt würden:
"Alles andere darf sein." Wo allerdings
Beeinträchtigung beginne, das müsse jede Pflegekraft
für sich selbst definieren. Huhn rät in diesem
Zusammenhang allerdings dazu, statt einzugreifen die
eigenen Hygiene- und Sauberkeitsmaßstäbe generell
einmal zu überdenken. "Meine Ordnung ist ja nicht seine
Ordnung."

Sammeln oder Horten sei ein angeborenes, für die
betroffene Person sinnhaftes Verhalten und für diese
psychisch oft von existenzieller Bedeutung – "ob uns
das gefällt oder nicht." Pflegende sollten deshalb,
statt ordnend und regulierend zu agieren, lieber öfter
mal auf Kreativität und Phantasie setzen. "Wir hatten
mal eine Bewohnerin im Haus, die immer Schuhe anderer
Bewohner zusammensuchte", so Huhn im Gespräch mit
Altenpflege, "daraufhin habe ich einen
Aufruf gestartet, alte Schuhe mitzubringen. Die haben
wir der Bewohnerin dann bereitgestellt. Es hat prima
funktioniert…"