News

Immer mehr Drogenabhängige brauchen Pflege

Dr. Martin Schmid, Soziologieprofessor an
der Hochschule Koblenz und Experte für Sucht-
und Drogenforschung, sieht die Altenhilfe in
Deutschland nur unzureichend auf die Herausforderungen
durch alt gewordene Drogenabhängige vorbereitet.
Während diese früher meist in jungen Jahren gestorben
seien, erreichten sie heute oft das Rentenalter.

- Während Drogenabhängige früher meist in jungen Jahren starben, erreichen nicht wenige heute das Rentenalter. Die Altenhilfe ist auf diese Entwicklung Experten zufolge nur unzureichend vorbereitet.Foto: Adobe Stock/steheap

"Ältere Opiatabhängige werden meist von
Drogenberatungsstellen betreut, denen aber die
Kompetenz für die alte Generation fehlt", sagte Schmid
im Rahmen einer Tagung über die Situation
drogensüchtiger und -kranker Menschen im Alter,
"Pflegeheime und ambulante Dienste wiederum kennen sich
oft mit Drogenabhängigkeit nicht aus." Das allerdings
sei in solchen Fällen unerlässlich: "Im Pflegeheim
unterscheiden sich Opiatabhängige häufig stark von den
anderen Bewohnern. Sie greifen auch vielleicht auf dem
Flur gerne mal zu einem Beruhigungsmittel, außerdem
sind die Wechselwirkungen zwischen Methadon und
Medikamenten für alte Leute nicht immer ganz klar."

Bundesweit gibt es aktuellen Schätzungen zufolge rund
150.000 Opiatabhängige in Deutschland. Ein kleinerer,
aber wachsender Prozentsatz von ihnen ist inzwischen an
die 70 Jahre alt oder sogar älter.