News

In Demenz-WGs gibt’s weniger Psychopharmaka als im Pflegeheim

Demenzerkrankte Menschen, die in
Pflege-Wohngemeinschaften leben, bekommen weniger
Psychopharmaka verabreicht als solche
Demenzbetroffenen, die in Pflegeheimen untergebracht
sind. Das hat, wie die Fachzeitschrift BMC Geriatrics meldete, unlängst eine
pflegewissenschaftliche Studie aus Australien ergeben.

- Die Wissenschaft hat festgestellt: In Pflege-Wohngemeinschaften bekommen Menschen mit Demenz weniger Psychopharmaka verabreicht als in Pflegeheimen.Foto: Susanne El-Nawab

Die Forscher mehrerer Universitäten aus Adelaide,
Sydney und Melbourne untersuchten für ihre gemeinsame
Querschnittsstudie 541 Bewohner aus 17 verschiedenen
Einrichtungen in unterschiedlichsten Teilen Australiens
– darunter vier Wohngemeinschaften und 13 eher
traditionelle Einrichtungen. 380 dieser Menschen (70,9
Prozent) erhielten Psychopharmaka: Antidepressiva,
Antipsychotika und Benzodiazepine.

Personen, die in Wohngemeinschaften lebten, wiesen laut
Studie mehr neuropsychiatrische Symptome und einen
höheren Schweregrad der Demenz auf. Dennoch kommen in
diesen Einrichtungen Psychopharmaka vergleichweise
weniger zum Einsatz als in klassischen stationären
Einrichtungen. Insbesondere Benzodiazepine und
Antidepressiva, deren Einsatz mit vermehrter
Sturzhäufigkeit assoziiert ist, werden weniger
verschrieben. Dies trage, so die Verfasser der Studie,
bei Wohngemeinschafts-Bewohnern gegenüber Heimbewohnern
zu einer besseren Lebensqualität bei – sie hätten eine
geringere Sturzwahrscheinlichkeit und eine bessere
Mobilität.

Die Wissenschaftler vermuten, dass das Leben und der
Umgang mit Menschen mit Demenz in Wohngemeinschaften zu
einem vemehrten Einsatz nicht-pharmakologischer Ansätze
führt und die Pflegenden deshalb seltener zu
Psychopharmaka greifen.