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Klimaschutz: Verpflegung und Sanierung sind große Baustellen
Welche zentrale – und inzwischen große – Rolle der Klimaschutz auch in der Pflege hat bzw. haben sollte, wurde am 27.4.2022 im Messekongress deutlich, der aktuell im Rahmen der Leitmesse ALTENPFLEGE 2022 in Essen stattfindet.

„Die Klimakrise ist vor allem eine soziale Krise“, so Thomas Diekamp, Projektleitung „klimafreundlich pflegen – überall!“, AWO Bundesverband. Bei der AWO verursache man durchschnittlich 6,2 Tonnen CO2 pro Pflegeplatz bzw. Bewohner im Jahr, das müsste deutlich weniger werden. Die Hälfte der Emissionen entstehe in der Verpflegung, es müsse dringend der Fleischanteil halbiert werden usw. „Man denkt zuerst an Heizung und Strom beim Klimaschutz, aber die Verpflegung ist ein dicker Brocken“, so Diekamp. Es braucht einen Anschub, damit in den Einrichtungen ein Umdenken stattfindet und für diesen Wandel sei das Qualitätsmanagement die zentrale Schnittstelle. Bei der AWO gebe es einige Vorreiter in Einrichtungen, die sich deutlich engagieren bei der Reduzierung von Speiseabfällen und mehr vegetarische Produkte einsetzen möchten.
Auch Christian Schehle, Leiter Stabstelle Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement, Lafim – Diakonie, betonte, wie schwierig es sei, die Verpflegung zu verändern. Es gelte, einen Großteil der Mitarbeitenden mit ins Boot zu holen und für den Klimaschutz und die Veränderung diese Inhalten zu gewinnen. „Die Wärmepumpe ist die Heizungstechnik der Zukunft“, sagt Schehle, und auch für Kühlung gegen Hitze zu empfehlen. Photovoltaik-Elemente brauche es – und vor allen Dingen mehr Begrünung: Bäume, die Schatten spenden. „Den meisten Mitarbeitern bei uns ist gar nicht klar, wie wichtig Klimaschutz ist“, so Schehle. „Der Speiseplan ist ein heißes Thema, hoch emotional besetzt.“ Auch die Köche und die Küche neigten dazu, traditionelle Brandenburger Gerichte mit Fleisch zu kochen.
Welche Rolle spielen Pflegeimmobilien?
„2030 will die Caritas klimaneutral sein“, so Andreas Wedeking, Geschäftsführer, VKAD. „In Seniorenanlagen soll es immer sehr warm sein, das kann man nicht ändern.“ Aber das Heiz- und Lüftungsverhalten, die Gebäudetechnik und Baukonstruktion müsse überdacht werden, so Wedeking. Nicht immer sollte man allerdings den Abrissbagger holen, denn die CO2 Bilanz für Neubauten sei immens und alte Gebäude haben oft sehr dicke Mauern, die gut isolieren, gegen Hitze und Kälte. Neubau sei nicht unbedingt klimafreundlicher. Und jede Sanierungsmaßnahme erhöhe die Investitionskosten, dies belaste die Bewohner. Insofern müssten die Kommunen eigentlich ein Interesse haben, die Sanierung zu unterstützen, damit nicht noch mehr Bewohner in die Sozialhilfe rutschen, weil sie die Kosten für den Heimplatz nicht mehr zahlen können, so Wedeking. Große Hürden blieben: der Fachkräftemangel im Handwerk und Bau, steigende Materialkosten, die Belegungssicherheit, die Belastung der Mitarbeitenden durch Umbauten und der Bewohner, die ihre letzte Lebensphase nicht auf einer Baustelle verbringen sollten.
„Viele Maßnahmen sind gar nicht so einfach planbar und umsetzbar“, berichtet Gundekar Fürsich, Geschäftsführer, Caritas Trägergesellschaft „St. Elisabeth“ gGmbH. Ob Heizungsanlage oder alte Küchengeräte austauschen, man müsse es wirtschaftlich genau berechnen. Was allerdings immer gehe, seien Maßnahmen wie die Erneuerung der Fenster, Solarpanelen zu installieren, Innen-Isolierung bei denkmalgeschützten Altbauten, sowie neue Beleuchtungssysteme, so Fürsich.
Trotz all der Hürden seien die Maßnahmen für den Klimaschutz alternativlos, darin waren sich alle Referenten einig. Diekamp wies zum Schluss darauf hin, dass es manchen Köchen auch Spaß mache, wenn sie regional und besser kochen sollen. Und inzwischen gebe es auch Bewerber, die direkt nachfragen: „Wie nachhaltig arbeitet Ihr denn in eurer Einrichtung?“
Die ALTENPFLEGE 2022 findet vom 26. bis 28. April 2022 in Essen statt. Leitthemen sind Digitalisierung, Quartier und Nachhaltigkeit. Mehr dazu unter www.altenpflege-messe.de
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