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Mit Einzug offline – Internetzugang in Pflegeheimen dürftig

Internet gehört zum Alltag vieler Menschen. Wie Studien zeigen, gibt es aber nicht nur in Hessen große Lücken in der Internetversorgung in der stationären Altenpflege.

Mit Einzug offline - Internetzugang in Pflegeheimen dürftig
Foto: AdobeStock/bilderstoeckchen Ein Heimbewohner beschäftigt sich mit seinem Smartphone. Nicht in allen Pflegeheimen läuft das reibungslos.

Die Agentur für Kunden- und Personalmarketing in der Pflegebranche, Pflegemarkt.com, veröffentlichte Ende Juni 2022 Daten zur Internetverfügbarkeit in deutschen Pflegeheimen. Von fast 2.700 Einrichtungen gaben 44 Prozent an, bei ihnen gebe es keinen Internetzugang für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Gesetzliche Vorschriften gelten nur für neue Pflegeheime

In Hessen fordert die Ausführungsverordnung zum Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen in Pflegeheimen einen Internetanschluss an jedem Wohnplatz – sofern technisch möglich. Außerdem soll kabelloses Internet überall in der Einrichtung nutzbar sein, an dem sich Bewohnerinnen und Bewohner aufhalten, betreut oder gepflegt werden.

Allerdings gelte das nur für Gebäude, deren Baugenehmigung 2019 oder später beantragt wurde, erklärt Thorsten Haas, Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt. Häuser, die vor 2018 im Betrieb waren, seien ausgenommen. Auf zahlreichen Alten- und Pflegeheimen in Hessen lastet somit kein rechtlicher Druck, das Internet auszubauen.

„Die meisten unserer Einrichtungen verfügen über Gebäudebestand aus den 70er, 80er und 90er Jahren“, sagte etwa Dagmar Jung, Leiterin der Abteilung Gesundheit, Alter, Pflege der Diakonie in Hessen, gegenüber der Deutschen Presseagentur. Ein eigener Internetzugang im Zimmer „ist jedoch eine große Ausnahme“, erklärt Jung. WLAN in allen Zimmern zu installieren, sei gerade in alten Gebäuden „technisch aufwendig und teuer“.

„Digitale Teilhabe ist gesellschaftliche Teilhabe“

Die Verfügbarkeit von Internet sei eine Frage der Würdigung älterer Generationen, sagte Nicola Röhricht von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Bonn. Digitale Teilhabe sei gesellschaftliche Teilhabe. Sich engagieren, informieren, aber auch Spiele spielen, Filme gucken und Bilder von den Enkeln bekommen: All das sollten Pflegebedürftige tun können.

„Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass die Situation im Jahr 2022 so aussieht“, kritisierte auch Dr. David Kröll vom Pflegeschutzbund BIVA in Bonn. Die Träger hätten den WLAN-Ausbau vernachlässigt. Und er prangert an: Dass Senioren in den Häusern eigene Endgeräte wie Tablets bekommen, sei die „himmelschreiende Ausnahme“.