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nutritionDay-Daten: Mangelernährung in deutschen Pflegeheimen und Kliniken
In deutschen Pflegeheimen und Kliniken sind bis zu 25 Prozent der Bewohner und 30 Prozent der Patienten mangelernährt. Dies ergibt die Auswertung der nutritionDay-Daten, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) als Vorveröffentlichung zum 14. DGE-Ernährungsbericht herausgibt.

Hinsichtlich standardmäßig vorhandener Ernährungsstrukturen schneiden deutsche Einrichtungen im europäischen Vergleich deutlich schlechter ab: 2018 verfügten nur zehn Prozent der deutschen Kliniken und 30 Prozent der Pflegeheime über eine Diätassistenz, in den anderen teilnehmenden Ländern Europas waren es 63 Prozent und 86 Prozent. Ein Ernährungsteam bzw. eine Ansprechperson für Ernährung gab es in 58 Prozent der Kliniken und 45 Prozent der teilnehmenden Wohnbereiche in Pflegeheimen in Deutschland, in Europa waren es 82 Prozent bzw. 71 Prozent. Dabei zeigte sich, dass Ernährungsmaßnahmen wie die Gabe von angereicherter Kost oder Trinknahrung deutlich häufiger ergriffen wurden, wenn Ernährungsfachkräfte verfügbar und ein routinemäßiges Screening auf Mangelernährung etabliert waren. Ernährungsmaßnahmen wurden zwar mit zunehmender Schwere der Mangelernährung häufiger eingesetzt, dennoch erhielt selbst bei schwerer Mangelernährung nur ein Teil der Betroffenen eine Intervention. Mit abnehmender Essmenge und mit schlechter werdendem Ernährungszustand nahmen die Mortalität und im Krankenhaus auch die weitere Aufenthaltsdauer zu. Ein Viertel der teilnehmenden Stationen führte klinische Ernährung ohne Richtlinien oder Standards durch. Da am nutritionDay vermutlich vor allem ernährungsmedizinisch interessierte und engagierte Institutionen teilnehmen, ist davon auszugehen, dass sich die Situation in deutschen Kliniken und Pflegeheimen insgesamt noch schlechter darstellt.
"Die Ergebnisse zeigen deutlich Handlungsbedarf auf. Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungsversorgung in deutschen Kliniken und Pflegeheimen sind dringend erforderlich, um der Entwicklung von Mangelernährung vorzubeugen und bestehende Ernährungsprobleme angemessen zu behandeln", sagt Prof. Dr. Dorothee Volkert vom Institut für Biomedizin des Alterns der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie hat das Vorhaben in enger Zusammenarbeit mit nutritionDay Wien, DGEM und DGE durchgeführt.
Für den 2020 erscheinenden 14. DGE-Ernährungsbericht stellt die DGE vorab die Ergebnisse einzelner BMEL-geförderter Forschungsvorhaben mit besonderer Aktualität vor. Das Kapitel 2 "Ernährungssituation in Krankenhäusern und Pflegeheimen – Auswertung der nutritionDay-Daten für Deutschland" ist als Vorveröffentlichung zum 14. DGE-Ernährungsbericht online verfügbar.
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