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Pflege-TÜV vor entscheidenden Veränderungen

Der viel kritisierte Pflege-TÜV wird nach der
bevorstehenden Reform Pflegeeinrichtungen klarer
bewerten können, als er es bisher vermocht hat. Das
erklärte der Wissenschaflter Klaus Wingenfeld, Geschäftsführer
des Instituts für Pflegewissenschaft an der
Universität Bielefeld, jetzt gegenüber der Deutschen
Presse-Agentur (dpa).

- Bye bye Pflegenoten: Wissenschaftler Klaus Wingenfeld deutete an, dass Menschen zukünftig an Symbolen oder Punkten sehen könnten, wie qualitativ gut einzelne Pflegeheime sind.Foto: Susanne El-Nawab

"Es dürften zukünftig erhebliche Unterschiede zwischen
den Einrichtungen sichtbar werden", deutete er spürbare
Veränderungen in der Systematik an, mit der
Pflegequalität fortan überprüft werden soll. Nachdem
das bisherige System der Pflegenoten nicht enden
wollender Kritik ausgesetzt war, waren Wingenfelds
Bielefelder Institut und das "aQua – Institut für angewandte
Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen"
vom Qualitätsausschuss Pflege mit der
Erarbeitung eines neuen Instruments zur
Qualitätsprüfung beaufttragt worden.

Es solle jetzt geschaut werden, wie gut die Pflege
wirklich ist, festgemacht an bestimmten Kriterien: Wie
häufig sind Sturzverletzungen? Liegen sich
Pflegebedürftige wund? Wie hat sich ihre Mobilität
binnen der letzten sechs Monate entwickelt? Als
Grundlage der künftigen Bewertungen müssten die
Einrichtungen die entsprechenden Werte erst einmal
erfassen, so der Wissenschaftler der Universität
Bielefeld.

Der Hauptkritikpunkt an den bisherigen Benotungen ist
ihre mangelnde Aussagekraft. So erzielten im Juli die
Pflegeheime eine bundesweite Durchschnittsnote von 1,2.
Von Land zu Land variierten die Noten zwischen 1,1 und
1,4. Mit solchen durchgängigen Traumnoten dürfte
künftig Schluss sein, sagte Wingenfeld. Statt der Noten
könnten die Menschen zukünftig an Symbolen oder Punkten
sehen, wie gut die Heime sind, so der Wissenschaftler,
der dem Qualitätsausschuss bis Ende Juli seinen
Abschlussbericht vorlegen musste. Wingenfeld führt
frühere Projekte mit einem System aus fünf Bewertungen
als mögliche Vorbilder an – die jeweiligen Symbole oder
Punkte stehen dann für Kategorien wie "weit über
Durchschnitt", "etwas über Durchschnitt", "nah am
Durchschnitt", "etwas unter Durchschnitt" oder "weit
unter Durchschnitt".

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz lobt die
wissenschaftlichen Vorschläge zwar als wichtig und
richtig, glaubt aber nicht an eine schnelle
Realisierung. "Mit der Umsetzung sind die Krankenkassen
und die Betreiber beauftragt", sagt Vorstand Eugen
Brysch, "im Qualitätsausschuss ist also mit dem
Widerstand der Lobbyisten der Pflegedienste und Heime
zu rechnen." Auch Verena Bentele, die Präsidentin des
Sozialverbandes VdK Deutschland, drückt
aufs Tempo: "Wir brauchen endlich funktionierende
Qualitätskontrollen und qualitätsgesicherte
Informationen zur Lebensqualität in den Heimen."

Die Bundesregierung selbst rechnet damit, dass der neue
TÜV für Pflegeheime in gut einem Jahr endgültig starten
wird. "Wir gehen davon aus, dass im Herbst 2019 mit dem
Regelbetrieb begonnen wird", heißt es aus dem
Bundesgesundheitsministerium.