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Prof. Rothgang benennt Insolvenzrisiken in der Altenpflege

Viele Pflegeheime klagen über eine mangelnde Zahlungsmoral von Sozialhilfeträgern. Jetzt hat auch der Bremer Gesundheitsökonom Heinz Rothgang die unhaltbare Situation kritisiert.

Prof. Heinz Rothgang
Foto: David Ausserhofer Prof. Heinz Rothgang sieht in den Zahlrungsrückständen von Sozialhilfeträgern finanzielle Gefahren für Einrichtungen der Altenpflege.

„Es gibt zig-Millionen Rückstände“, sagte Rothgang dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf offene Rechnungen gegenüber Einrichtungen der Altenpflege. Das bringe diese an den Rand des Ruins.

Passend dazu: Sozialämter schulden Pflegeheimen Millionen

Personalmangel führt zu Bettenschließungen

Ein zentrales Insolvenzrisiko sieht Rothgang darin, dass Betten durch Personalmangel nicht belegt werden können. „Dann stimmt meine Kalkulation nicht mehr.“ Die in Schwierigkeiten geratene Convivo-Unternehmensgruppe beispielsweise habe am Ende in Bremen eine Belegung von unter 75 Prozent gehabt. „Vereinbart werden in Pflegesatzverhandlungen aber in der Regel Werte oberhalb von 95 Prozent.“ Die Heimbetreiber bräuchten mehr Flexibilität bei den Pflegesatzverhandlungen.

Leiharbeit in der Altenpflege ist zu teuer

Jeder ungeplante Leerstand führe dann zu Defiziten. „Die Einrichtungen, die knapp kalkuliert haben – das sehen wir häufig bei Pflegeketten – sind da stärker betroffen.“ Auch durch den Einsatz von Leiharbeit entstünden dann Defizite, da diese viel teurer sei und nicht refinanziert werde. Rothgang: „Personalunterbesetzungen wiederum können dazu führen, dass weiteres Personal das Heim verlässt. Dann kommt die Einrichtung schnell in eine Abwärtsspirale.“

Bettenverluste liegen im Promillebereich

Dennoch ist laut Rothgang die Zahl der Pflegeplätze, die durch Pleiten verloren gehen, noch begrenzt. Der Gesundheitsökonom berichtet von etwa 700 Plätzen in den ersten vier Monaten des Jahres. „Bei mehr als 700.000 Plätzen, die wir in Deutschland haben, ist das weniger als ein Promille.“ Bei einem Eigentümerwechsel würden die Plätze fast alle unter anderer Leitung weiterbetrieben.

Veranstaltungstipp: Prof. Heinz Rothgang von der Universität Bremen wurde vor allem wegen des von ihm entwickelten Personalbemessungsverfahren für die stationäre Altenpflege bekannt. Wie die Umsetzung der Personalbemessung gelingt, ist unter anderem Thema auf den nächsten AltenpflegeKongressen.