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Skepsis gegenüber Imagekampagnen für die Pflege

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (verdi) ist skeptisch, was den Sinn und Zweck immer neuer Image- und Werbekampagnen für die Altenpflege anbelangt. Die Zustände und Arbeitsbedingungen in den Pflegeheimen würden sich durch Werbefilmchen nicht verbessern, so die Arbeitnehmervertreter auf ihrer Internetseite.

Die Arbeitgeber hätten über Jahre versäumt, den Pflegekräften zuzuhören, meint Matthias Gruß, bei der verdi-Bundesverwaltung in Berlin für die Altenpflege zuständig – die Nöte seien "schöngeredet" worden. Unterbesetzungen, Überstunden, Holen aus dem Frei und oftmals schlechte Bezahlung hätten viele Pflegekräfte dazu gebracht, ihrem Beruf den Rücken zu kehren. "Imagekampagnen, Hochglanzbroschüren und tolle Filmchen ändern nichts an den Ursachen", so Gruß, "sie machen die Arbeitsbedingungen nicht attraktiver."

 

Unterstützung für seine Haltung bekommt Gruß direkt von der Basis. Björn Rudakowski arbeitet in einer kirchlichen Pflegeeinrichtung im Kirchenkreis Krefeld-Viersen (Nordrhein-Westfalen) und ist Mitglied der verdi-Fachkommission Kirchen in Nordrhein-Westfalen. "Die Werbefilme im Internet sind gut gemacht", meint er, "es würde mich freuen, wenn dadurch mehr Menschen in die Pflegeberufe strömen. Doch allein schöne Worte werden den Fachkräftemangel nicht verringern." Er weiß, wovon er spricht: Am heimischen Niederrhein hat die Initiative "Karrierewelt Pflege" – getragen größtenteils von kirchlichen Wohlfahrtsverbänden, Ausbildungszentren, Wirtschaftsfördervereinen und den Arbeitsagenturen – eine Charme-Offensive gestartet: Echte Pflegekräfte heben in professionell gemachten Filmen (ein Beispiel ist das in diesen Text integrierte Video) die Vorzüge des Pflegeberufes hervor.

Die Kritik der verdi-Bundesverwaltung wendet sich allerdings eher an die Bundesregierung. Diese hatte in Person von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) unlängst angekündigt, im Rahmen ihrer geplanten Ausbildungsoffensive unter anderem eine "Informations- und Öffentlichkeitskampagne für den Pflegeberuf" starten zu wollen (wir berichteten).