News
Sterbephase: Altenpfleger sind Begleiter in einer Notsituation
Nur weil die meisten Menschen zu Hause sterben wollen,
muss das Sterben im Heim nicht per se schlecht sein.
Wie ein würdevolles Sterben in Altenpflegeeinrichtungen
gelingen kann, war Thema der Tagung "Sterbebegleitung
in der Altenpflege – Ethische Herausforderungen" Mitte
September in Hannover.

Das Zentrum für Gesundheitsethik (ZfG)
an der Ev. Akademie Loccum hat die Tagung gemeinsam mit
der Akademie für Ethik in der Medizin
(AEM)
und dem Deutschen Verband der Leitungskräfte von Alten-
und Behinderteneinrichtung (DVLAB) veranstaltet.
Petra Scholz aus der Stabsstelle für Qualität der
Bremer Heimstiftung ist dort
verantwortlich für die Ethikberatung. Sie plädierte in
Hannover dafür, mehr Ruhe in den Prozess der
Sterbebegleitung zu bringen, um gemeinsam zu schauen,
was für den Bewohner das Beste ist – auch im Umgang mit
den Angehörigen. "Ruhe scheint mir unbedingt nötig zu
sein, weil die Tabuthemen Sterben, Tod und Demenz in
die Pflegeeinrichtungen getragen werden und die
außerhalb nicht gelöst werden."
In den stationären Einrichtungen der Bremer
Heimstiftung versterben jährlich bis zu zwei Dritteln
der Bewohner auf einem Wohnbereich – eine enorme
Belastung für die Mitarbeiter. 60 bis 80 Prozent sind
an Demenz erkrankt, viele leiden an Depressionen. "Im
Sterbeprozess geht die Fähigkeit zur Verdrängung
zurück. Alte Traumata brechen auf. Das ist eine große
Herausforderung in der Sterbebegleitung", so Scholz.
Dazu kämen enorme Erwartungen der Angehörigen, die auf
die Situation oft völlig unvorbereitet seien.
"Altenpflege ist damit immer in Notsituationen aktiv
und sorgt für das gesamte soziale Netz der Bewohner",
stellte die Expertin fest.
Die Bremer Heimstiftung sorgt dafür, dass Mitarbeiter
die notwendige Unterstützung bei der Sterbebegleitung
bekommen. Dazu gehören Kooperationen mit Hospizen und
mit über 100 Ehrenamtlichen, die zum Beispiel
Patenschaften übernehmen und auch Angehörige begleiten.
Gemeinsame übergreifende Fortbildungen werden
angeboten, und zwar professions- und
hierarchieübergreifend. "Nur so kommt man in einen
guten Dialog", weiß Scholz. Arbeitskreise aus Haupt-
und Ehrenamtlichen, in denen zum Beispiel
Handreichungen zur Sterbebegleitung entstanden sind,
gehören ebenso zu den Maßnahmen, wie die Tatsache, dass
in jedem Haus eine Fachkraft Palliative Care tätig ist.
Veranstaltungstipp:
Die AltenpflegeKongresse starten im Herbst an
fünf Orten, unter anderem mit dem Vortrag "Sterben in
Pflegeheimen: Wie Sie die alltägliche Herausforderung
professionell gestalten" von Prof. Dr. Wolfgang George,
Gießen.
Details zum Vortrag, alle Termine und Orte sowie das
komplette Programm: www.ap-kongress.de
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Sie haben noch kein Konto?
Jetzt registrieren