News
Studie: 26.000 Pflegekräfte mehr bei besseren Jobbedingungen
Der Mangel an Altenpflegekräften ließe sich einer Studie zufolge durch bessere Arbeitsbedingungen deutlich abmildern. “Wenn das Personal nicht überdurchschnittlich häufig krank wäre oder frühverrentet werden müsste, könnten 50.000 Pflegebedürftige zusätzlich versorgt werden”, heißt es im aktuellen “Pflegereport” der Krankenkasse Barmer.

Rechnerisch könnten 26.000 Altenpflegekräfte mehr im Einsatz sein, heißt es in der am 1. Dezember veröffentlichten Studie. Das ist rund ein Viertel der in der Altenpflege fehlenden 120.000 Stellen. Zu besseren Arbeitsbedingungen gehörten eine höhere tarifliche Bezahlung sowie planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten.
Die Anforderungen durch die Corona-Pandemie verschärften die Personalnot noch, erklärte der Bremer Pflege-Ökonom Prof. Dr. Heinz Rothgang, der die Studie im Auftrag der Barmer erstellt hat. Eine Umfrage seines Instituts im Mai habe zusätzlich ergeben, dass durch eigene Corona-Erkrankungen, Quarantäne und fehlende Kinderbetreuung im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent des Personals ausgefallen sei, in einzelnen der 800 befragten Pflegeheime bis zu 30 Prozent.
Die Daten des Reports zeigen, dass zwischen 2016 und 2018 8,7 Prozent aller Hilfskräfte und 7,2 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege krankgeschrieben waren. In anderen Berufen lag der Krankenstand im Schnitt bei 5,0 Prozent. Das entspreche einem Unterschied von bis zu 73 Prozent. Zudem müssen Pflegekräfte häufiger und länger im Krankenhaus behandelt werden als andere Erwerbstätige.
Pflegekräfte fallen vor allem wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen (meistens Rückenschmerzen) und psychischen Erkrankungen aus. So weisen Beschäftigte in der Altenpflege etwa 80 bis 90 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Depressionen auf als Erwerbstätige in sonstigen Berufen. Rückenschmerzen verursachen bei Fachkräften in der Altenpflege knapp 96 Prozent und bei Hilfskräften etwa 180 Prozent mehr Krankheitstage als in anderen Berufen.
Auch halten viele Beschäftigte nicht bis zur regulären Rente durch. So ist der Studie zufolge der Anteil der Pflegekräfte mit einer Erwerbsminderungsrente bis zu doppelt so hoch wie in sonstigen Berufen. Wo Personal ausfällt, werden Kolleginnen und Kollegen zusätzlich belastet. Der Barmer Vorstandsvorsitzende Christoph Straub bilanzierte, dieser Teufelskreis müsse durchbrochen werden. Es dürfe nicht dabei bleiben, “dass Pflege krank macht”.
Bund, Länder und Arbeitgeber müssten den Pflegeberuf attraktiver machen, forderte Straub. Im Zentrum müssten eine bessere tarifliche Bezahlung stehen, mehr Personal, planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten und eine konsequente betriebliche Gesundheitsförderung zur Vorbeugung der in der Pflege typischen Krankheiten, sagte Straub.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Sie haben noch kein Konto?
Jetzt registrieren