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Studie: Pflegegrade können Pflege- und Betreuungszeiten kaum erklären

Die Pflegestufen und übergeleiteten Pflegegrade können
die erfasste Pflege- und Betreuungszeit nur zu einem
geringen Teil erklären. Das ist zentrales Ergebnis des
nun beendeten Projektes "Pflege in Baden-Württemberg.
Entwicklung struktur- und prozessorientierter
Qualitätsindikatoren in der Langzeit-Pflege in
Baden-Württemberg" (PiBaWü).

- Das Projekt "PiBaWü" ist abgeschlossen. Seit 2016 hatten Forscher den Zusammenhang von Pflegebedürftigkeit (Pflegegraden), Pflegequalität und Personalausstattung in der stationären Pflege untersucht.Grafik: PTHV

Mit der Einführung des neuen
Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 ließ sich für
die ausschließlich nach dem neuen
Pflegebedürftigkeitsbegriff eingestuften Bewohner nur
ein Anteil von zehn Prozent der Zeitunterschiede in
Pflege- und Betreuungszeit auf den Pflegegrad
zurückführen. Dies Fazit zog jetzt Studienleiter
Prof. Dr. Albert Brühl, Lehrstuhl
für Statistik und standardisierte Verfahren der
Pflegeforschung an der Pflegewissenschaftlichen
Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule
Vallendar (PTHV).
Im Umkehrschluss bedeutet dies laut Brühl, dass ein
Bewohner mit einem hohen Pflegegrad nicht mehr Pflege-
und Betreuungszeit erhalten muss als eine Bewohnerin
mit einem niedrigen Pflegegrad.

Die Tatsache, dass der Erklärungsgehalt des
Pflegegrades an der Pflege- und Betreuungszeit einen so
geringen Anteil hat, wird insbesondere vor dem
Hintergrund problematisch, dass die Pflegegrade zur
Berechnung der Personalausstattung der Heime
herangezogen werden. "Hier können wir sehen, dass die
personelle Ausstattung und damit die für die einzelnen
Bewohnerinnen und Bewohner zur Verfügung stehende
Pflege- und Betreuungszeit von der Fähigkeit einer
Einrichtung abhängig ist, die Bewohnerin in einen
möglichst hohen Pflegegrad eingestuft zu bekommen",
fasst Prof. Brühl diese Problematik zusammen. Trotz
gleicher gesetzlicher Rahmenbedingungen für alle
Einrichtungen führe dies zu deutlichen Unterschieden in
der Personalausstattung der Heime.

In dem unlängst abgeschlossenen Projekt "PiBaWü", 2016
als gemeinsame Aktion der PTHV und der Hochschule Esslingen gestartet, hatten die
Wissenschaftler den Zusammenhang von
Pflegebedürftigkeit (Pflegegraden), Pflegequalität und
Personalausstattung in der stationären Pflege
untersucht. Dafür hatten sie mit 58 stationären
Pflegeeinrichtungen und 54 Pflegeschulen
zusammengearbeitet.