News

Weinende Bewohner brauchen und bekommen mehr Zuwendung

Wenn Heimbewohner regelmäßig weinen, muss das als
Indikator für eine höhere Bedürftigkeit eingeordnet
werden. Das hat eine aktuelle Studie italienischer Forscher ergeben,
deren Ergebnisse unlängst in der Fachzeitschrift
"International Journal of Geriatric
Psychiatry"
veröffentlicht wurden.

- Eine Studie an der Universität Udine in Italien hat es ermittelt: Wer im Pflegeheim regelmäßig weint, erhält mehr Aufmerksamkeit seitens der professionell Pflegenden.Foto: AdobeStock/Gordon Grand

Die Wissenschaftler um Prof. Alvisa Palese von der
Universität in Udine (Friaul) haben die
Verhaltensweisen von rund 9.000 Bewohnern in 105 Alten-
und Pflegeheimen im Norden Italiens beobachtet. 16,3
Prozent von ihnen fielen durch tägliches Weinen
auf.  Untersucht wurde nun, in welcher Beziehung
dies regelmäßige Weinen zu möglichen Abhängigkeiten bei
den Aktivitäten des täglichen Lebens, zu kognitiven
Funktionen oder zu Schmerzen stand.

Ergebnis: Täglich weinende Bewohner erwiesen sich als
deutlich abhängiger von Unterstützung in den
Aktivitäten des täglichen Lebens, sie litten
vergleichsweise vermehrt an kognitiven Einbußen und
zeigten ein psychologisches Profil, das häufig einen
traurigen, ängstlichen oder schmerzhaften
Gesichtsausdruck aufwies und mit mehr ängstlichen und
gesundheitsbezogenen Beschwerden sowie negativen
Gedanken einherging.

Weinende Bewohner wiesen deutlich mehr Schmerzen, ein
schlechteres Schlafverhalten und verschiedene Formen
neuropsychologischer Symptome (Agitiertheit, Aggression
u. a.) auf. Wer vermehrt weint, erhält zudem von Famlie
und Freunden vergleichweise wenig Besuch und mehr
Aufmerksamkeit seitens der professionell Pflegenden und
der ehrenamtlich Tätigen.

Insgesamt erwies sich die Gruppe derjenigen
Heimbewohner, die täglich weinen, als insgesamt
bedürftiger, schwächer und kränker als die
nicht-weinende Vergleichsgruppe. Frauen, das hat die
Studie ebenfalls ergeben, weinen etwa doppelt so häufig
wie Männer.