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Altenpflege durch Corona besonders stark belastet
61 Prozent der in Alten- und Pflegeheimen Beschäftigten geben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Corona-Pandemie deutlich zugenommen habe. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz durchgeführten Umfrage.

Ein Viertel sagte sogar, dass sie Belastung nicht mehr länger durchhalten und sich schnellstmöglich etwas ändern müsse. Kein anderer Pflegesektor fühlte sich so ausgebrannt. Kammerpräsident Dr. Markus Mai erneuerte die Forderung nach einem Renteneintritt mit 63 für langjährig Pflegebeschäftigte. „Wir stehen weiterhin zur Forderung nach einem Einstiegsgehalt von 4.000 Euro pro Monat“, sagte Mai. Bis dahin müsse es als Sofortmaßnahme einen Steuerfreibetrag von 1.000 Euro monatlich für Pflegefachpersonen geben.
Viele erleben Ablehnung in der Gesellschaft
Deutlich machte die Umfrage zudem den hohen psychischen Druck, unter dem Pflegende während der Corona-Pandemie stehen: Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) gab an, dass Menschen sie aufgrund ihrer Tätigkeit in der Pflege gemieden hätten, weil sie Angst vor einer Ansteckung hatten. Insbesondere in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen machten zwei Drittel diese negative Erfahrung.
„Die Situation ist nicht schlecht wegen der Pandemie, das war sie auch vorher schon“, sagte Prof. Dr. Brigitte Anderl-Doliwa, Vorstandsmitglied der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. Verbesserungen würden aber im besten Falle erst langfristig wirken. So brauche es eine bessere finanzielle Absicherung, wenn Pflegefachpersonen aufgrund der hohen Belastung ihre Arbeitszeit reduzierten oder die finanzielle Förderung von Erholungsmaßnahmen.
Belastung hat seit 2019 zugenommen
Unabhängig von den zusätzlichen Belastungen der Corona-Pandemie gaben 84 Prozent der Pflegefachpersonen an, sich sehr stark bzw. stark belastet zu fühlen, mehr als bei der letzten Befragung vor zwei Jahren. 41 Prozent haben häufig das Gefühl der Hilflosigkeit. Beschäftigte in Altenheimen schieben durchschnittlich 92 Überstunden vor sich her. Knapp drei Viertel trägt sich mit zumindest manchmal mit dem Gedanken, aus dem Beruf auszusteigen.
Besonders belastend für alle Berufsgruppen waren Zeitdruck (77 Prozent) und hoher Verwaltungsaufwand (75 Prozent). Rund die Hälfte der Befragten belasteten die schlechte Bezahlung und die mangelnde Wertschätzung durch Vorgesetzte. „Führungskräfte sind wichtig, um Zufriedenheit herzustellen.“ Aber da hapere es noch an vielen Stellen. Laut Umfrageleiter Dr. Thomas Petersen vom Institut Allensbach müsste dieser Wert ins Verhältnis zu anderen Berufen gesetzt werden. Die Zahl an sich sage nicht sehr viel aus, so Petersen.
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