Ausbildung
Verbände kritisieren Schließung von Pflege-Fakultät
Die Kritik an der Schließung der pflegewissenschaftlichen Fakultät an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) nimmt zu. Die katholische Hochschule in freier Trägerschaft im Rang einer Universität gilt als Leuchtturm der Pflegewissenschaft in Deutschland. „Die Schließung ist ein herber Schlag für die weitere Entwicklung der Pflegewissenschaft in ganz Deutschland“, sagte Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK).

Im internationalen Vergleich sei Deutschland jetzt schon beim Grad der Akademisierung der Pflege ein Entwicklungsland, kritisierte Bienstein. Die neue Landesregierung in Rheinland-Pfalz, aber auch die Bundesministerien für Bildung und Forschung und für Gesundheit seien aufgerufen, Fördermöglichkeiten zum Erhalt der einzigartigen Fakultät zu prüfen.
Deutliche Kritik kam auch von der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB). Die Schließung sei eine Mahnung an die Politik, die hochschulische Bildung nachdrücklicher voranzutreiben und zu priorisieren. Eine deutlich verbesserte finanzielle Ausstattung der pflegewissenschaftlichen Forschung und Lehre im Freistaat hält die VdPB dabei für unerlässlich. „Wer neue Studiengänge etablieren will, muss sie solide finanzieren, und zwar sowohl die theoretischen als auch die praktischen Anteile“, sagte VdPB-Vizepräsidentin Agnes Kolbeck.
Als Begründung für die kurz vor Ostern verkündete Schließung der pflegewissenschaftlichen Fakultät hatte die Hochschule in Vallendar die finanzielle Lage angeführt. Konkret würden pro Jahr rund 1,5 Millionen Euro fehlen, sagte am Donnerstag Geschäftsführerin Prof. Dr. Julia Sander. Versuche Partner zu finden, seien gescheitert. Studierende an der Hochschule zahlen Studiengebühren von durchschnittlich 340 Euro monatlich. „Wir müssten 500 vollzahlende Studierende haben, um die Kosten zu decken“, sagte Sander. Aktuell gebe es etwa 80 vollzahlende Studierende. Ein konkreter Plan zur Abwicklung der Fakultät existiere noch nicht.
Die Fakultät soll in zwei bis drei Jahren schließen. „Es wird für jeden Studenten eine Lösung gefunden“, verspricht Sander. Sander sicherte zu, dass alle bereits eingeschrieben Studierenden ihr Studium abschließen können. Neuaufnahmen werden es allerdings nicht mehr geben. Für zwölf Personen, die im April ihr Promotionsprogramm beginnen wollten, kam die Nachricht kurz vor Ostern völlig überraschend. Sie müssen sich jetzt an anderen Hochschulen bewerben.
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