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Was Pflegeheime in die Insolvenz treibt

In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben allein in Hessen 38 Pflegeeinrichtungen den Betrieb eingestellt. Die Gründe dafür seien laut dem Sozialministerium „vielschichtig und teilweise sehr individuell“. Aber ein Problem überwiegt.

Mann sitzt verzweifelt über wirtschaftlichen Kennzahlen
Bild: AdobeStock/Contrastwerkstatt Auch Einrichtungen der Altenpflege betroffen: Können die laufenden Kosten nicht gedeckt werden, droht die Insolvenz.

Laut Sozialministerium in Hessen waren von Anfang 2021 bis Anfang August dieses Jahres 24 Altenheime, eine Kurzzeitpflegeeinrichtung, zwölf Tagespflegeeinrichtungen und eine betreute Wohngemeinschaft von einer Schließung betroffen, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) am Dienstag berichtete. Auch eine Umfrage der Diakonie Hessen zeichnet ein düsteres Bild: So sei jede dritte Einrichtung der Seniorenhilfe von Insolvenz bedroht, wie eine Befragung von fast 100 Einrichtungen ergab.

Personalmangel in der Altenpflege ist das Hauptproblem

„Hauptproblem ist der Personalmangel“, sagte Alexander Roth, Wirtschaftsberater bei der Beratungsgesellschaft für Sozial- und Betriebswirtschaft des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe. Wenn der vorgeschriebene Personalschlüssel nicht eingehalten werden kann, können nicht alle Heimplätze belegt werden. Dann sinken die Einnahmen, aber die meisten Kosten – etwa die Miete für das Gebäude oder die Verwaltung – bleiben gleich.

Sozialämter zahlen oft zu spät

Teurer geworden sind auch Personal- und Energiekosten. Einen weiteren wichtigen Faktor sieht Roth in der trägen Bürokratie: „Die privaten Zuzahlungen für die Heimbewohner sind stark gestiegen. Nicht alle können das zahlen. Sie sind dann auf Sozialhilfe angewiesen. Aber bis der Antrag bearbeitet ist, dauert es lange – in Einzelfällen bis zu 21 Monate. So lange bekommt das Heim kein Geld.“

Passend dazu: Sozialämter schulden Pflegeheimen Millionen

Neben wirtschaftlichen Gründen gehe es nach Angaben der Betreuungs- und Pflegeaufsicht zum Beispiel manchmal auch um einen nicht zu stemmenden Sanierungsbedarf. Auch persönliche Gründe oder eine „Betriebsuntersagung“ der Aufsichtsbehörden würden eine Rolle spielen.