Ausbildung
Streit über Rückgang der Ausbildungszahlen in der Pflege entbrannt
Die Ausbildungszahlen in der Pflege sind 2022 zurückgegangen. Darüber sind sich alle einig. Über die Ursachen und die richtige Einordnung wird allerdings erbittert gestritten. Ein Überblick.

Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), Bernd Meurer, spricht angesichts der 2022 gesunkenen Ausbildungszahlen in der Pflege von einem Drama. Den Grund sieht er in der generalistischen Pflegeausbildung. „ Vor der Zusammenlegung der Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflegeausbildung gab es einen massiven Aufwuchs der Ausbildungszahlen“, so Meurer. Die dreijährige Altenpflegeausbildung zu zerstören, um sie jetzt durch eine einjährige Pflegehelferausbildung zu ersetzen, sei der blanke Wahnsinn.
Mehr dazu: Pflegeausbildung verliert an Zuspruch
DPR: Ausbildungszahlen in der Pflege müssen eingeordnet werden
Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), Christine Vogler, springt hingegen für die Generalistik in die Bresche. „Den Schwarzen Peter für weniger Ausbildungsverträge angesichts der aktuell geburtenschwachen Jahrgänge der modernen Pflegeausbildung zuzuschieben, zeugt von Unkenntnis“, kontert Vogler die bpa-Kritik und ordnet die Zahlen anders ein. Die statistische 7-Prozent-Zahl spiegele einen generellen Trend wider, so die DPR-Präsidentin. Insgesamt sei die Zahl der Auszubildenden in Deutschland 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent gesunken. Auch die Lücke zwischen Studierenden und Auszubildenden steige weiter an. Vogler kritisierte zudem die unzulängliche Finanzierung der Pflegeschulen und machte auf einen hohen Mangel an pädagogischem Lehrpersonal aufmerksam.
VKAD: Pflegeschulen besser ausstatten
Diesen Zusammenhang sieht auch der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD). Miet- und Investitionskosten für Pflegeschulen würden im Pflegeberufegesetz nicht berücksichtigt, kritisierte VKAD-Geschäftsführer Andreas Wedeking. „Die Mehrheit der Bundesländer vernachlässigt die Bildung von Lehrpersonal seit Jahrzehnten systematisch. Es muss mit einem massiven Ausbau von Studienstrukturen für Pflegelehrkräfte in allen Bundesländern begonnen werden.“
Die Fachzeitschrift „Altenpflege“ schaut sich den Rückgang der Ausbildungszahlen in der Pflege in der September-Ausgabe genauer an. Experte Dr. Stefan Arend ordnet die neuen Zahlen zur Pflegeausbildung in einem Beitrag umfassend ein.
3 Kommentare
Da schon seit Jahr8en)zehnten über die Ausbildung in de Pflege gestritten wird, ist es jetzt dringend an der Zeit vernünftig zu handeln. Leider hat sich meine Befürchtung, dass die Zahl der Auslzubildenden durch die generalistische Ausbild abnehmen wird schon sehr bald bewahrheitet. Ich möchte jetzt nicht, dass das Pflegeberufegesetz geändert wird und wieder 3 Berufe in der Pflege existieren. Ich halte auch eilne Diskussion um eine bessere Ausstattung der Schulen fürnicht zielführend. Dringend notwendig ist ein Umdenken bei den Trägern der praktischen Ausbildung. Jeder Betrieb der ausbildet MUSS für die Praxisanleitung ein Pflegefachkraft mit entsprechender Qualifikation für diese Aufgabe freistellen und entsprechend honorieren. D.h., dass das Gestzt umgesetzt wird.
Die Generalistik für das sinkende Interesse am Pfl-beruf verantwortlich zu machen, halte ich für fatal. Solche Aussagen suggerieren das der Pfl-beruf durch die Reform noch unattraktiver geworden ist als er bisher schon war. Als seit Jahrzehnten in der Pflege Tätige (u. a. viele Jahre in der Ausbildung) kann ich nur appellieren, die wirklichen, vielschichtigen Ursachen in den Blick zu nehmen und dort den Hebel anzusetzen. Nach m. Erfahrung stehen die Arbeitsbedingungen (permanente Überlastung durch unterirdische Stellenschlüssel u. a. hinreichend bekannte Faktoren) ganz oben auf der “Abschreckliste”. Die ständige negative Berichterstattung in den Medien tut dabei ihr übriges. Bei aller Kritik an der Generalistik: es ist der richtige Schritt auf dem Weg zur Professionalisierung!
… die Generalistik war und ist nicht der richtige Weg um die Ausbildungszahlen in der Pflege zu steigern. Die Auszubildenden, die “gut” sind, gehen in die Krankenhäuser, weil dort einfach andere Arbeitsbedingungen vorherrschen und zusätzlich ein “Mehr” am Monatsende in der Tasche bleibt.
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